Fürth – Repressionsfreie Räume, wodurch Kinder und Jugendliche gefördert und gestärkt werden: Bei den Fürther Musikspatzen wird professioneller Musikunterricht für alle angeboten. Getragen wird das Projekt von seinen Sponsoren sowie ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.
Grenzenlose Musik: Wenn eine Fürther Schule allen ihre Türe öffnet
Ein Beitrag von: Magdalena Fürst, Daniel Kasper, Hannah Koch, Minh Anh Nguyen, Ghazale Rafiee
Über den Dächern Fürths sitzen in der Gartenstraße 14 die Fürther Musikspatzen. Verteilt auf vier Räume kommen hier zahlreiche Gitarren, Klaviere und auch ein Flügel und allerlei Trommeln zusammen. Kinderlachen, sanfte Töne und kräftig emotionale Sonaten sind tagein, tagaus zu hören, denn hier bei den „Spatzen“ treffen sich Kinder und Jugendliche, um Instrumente zu lernen, gemeinsam zu musizieren und auch ihre eigene Stimme zu finden. Die Musikschule „Fürther Musikspatzen“ bietet Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien kostenfrei professioneller Unterricht an. Begleitet werden sie dabei von ehrenamtlichen Lehrerinnen und Lehrer wie Günther Hartl. Neben seiner Tätigkeit als Musiklehrer koordiniert der Senior gemeinsam mit der Projektleiterin Elisabeth Walter das „Fürther Musikspatzen“- Projekt. Wieso er sich mit viel Herzblut an dem Projekt beteiligt, ist für ihn einfach zu erklären, denn: „Als Rentner hat man eben die Chance sich Arbeiten herauszusuchen, die einem Spaß machen“, so der ehrenamtliche Lehrer im Gespräch.
Seit meinem 15. Lebensjahr mache ich Jugendarbeit. (…) Mir macht die Arbeit mit Kindern Spaß und trotz meines etwas älteren Alters habe ich das Gefühl, dass ich immer noch die Kinder und Jugendlichen erreiche. Also die Gruppe ist für mich irgendwie faszinieren (…).
Musikunterricht für Familien, die sich privaten ansonsten nicht leisten könnten
Die Musikschule besteht bereits seit 2013 und ist ein Projekt des Kinder- und Jugendhilfezentrum Fürths. Die ersten Grundsteine für das Projekt hatte zuvor Elisabeth Walter im Multikulturellen Frauenverein Fürth gelegt. Gemeinsam mit einer Klavierlehrerin hatten die Frauen erste Stunden für Kinder aus einkommensschwachen Familien organisiert. Auf dieser Grundlage bildeten sich am Kinder- und Jugendhilfezentrum Fürth schließlich offiziell die „Musikspatzen“. Bis heute ist die Seniorin als Projektleiterin für die Schule tätig.
Getragen wird die Schule allein durch Sponsoren, Spenden und Zuschüsse. So gelangen die Organisatoren auch an die für die Musikstunden notwendigen Instrumente. Neben den externen Unterstützer „zahlen“ auch die Schülerinnen und Schüler einen kleinen Betrag an die Schule und das in Form von Bildungsgutscheinen. Diese seien eine wichtige Einnahmequelle, erklären Walter. Jüngst schaut man deswegen auch mit großen Sorgen auf die kommende Kindergrundsicherung, da dadurch das Geld direkt an die Eltern gehen soll – und das auch nicht mehr in Form der Gutscheine. Die Schule befürchtet, dass damit schlussendlich weniger Geld für die Kinder und ihre kulturelle Bildung bleibt.
Die Kosten für ein Jahr Musikunterricht betragen pro Kind 900€, erklärt Hartl im Gespräch. Aktuell gibt es einige Paten, die je ein Kind übernehmen. Es gibt aber auch Organisationen wie die Sternstunden vom Bayerischen Rundfunk, welche jährlich spenden oder spontane Spender, die die Musikspatzen einfach entdecken.
Aktuell nehmen 48 Kinder und Jugendliche an dem kostenfreien Angebot der Fürther Musikspatzen teil. Angeboten werden Gitarren-, Klavier-, Gesang und Percussionunterricht. Ohne Leistungsdruck soll den Schülerinnen und Schülern ermöglicht werden Musik in ihren Alltag einzubauen und sie zu gestalten. Nach Proben, Unterrichtseinheiten und Übung können die Schülerinnen und Schüler dann das Erlernte auch auf der Bühne zeigen. Dadurch wird die Arbeit aber auch die Kinder und Jugendliche selbst sichtbar gemacht. Die Räume der Musik sollen nämlich nicht nur repressionsfrei sein, sondern auch das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden stärken, erklärt Hartl.
„In der Regel haben die Kinder immer ein Päckchen zu tragen“
Der Sozialpädagoge unterstreicht, dass es bei den Fürther Musikspatzen ein Stück weit auch um die menschliche Begegnung geht. Der Unterricht ist gerade am Anfang auch mit einer gewissen Beziehungsarbeit verbunden.
Ich habe schon Mädchen erlebt, die in erster Zeit immer erst eine halbe Stunde erzählt haben, von sich. Das war ihr wichtig auch und es ist auch für mich wichtig sie nicht zu unterbrechen, weil sie auch gerne hierher kam. (…)
„In der Regel haben die Kinder immer ein Päckchen zu tragen“, erklärt Hartl. Manche Kinder kommen und möchten „einfach nur spielen“, andere wiederum nutzen ihre Stunde auch, um von ihren Sorgen und aus ihrem Leben zu erzählen. Insofern sind die Lehrerinnen und Lehrer auch Vertrauenspersonen.
Da die Fürther Musikspatzen hauptsächlich von Sponsoren getragen wird, würde die Musikschule sich auch weiterhin über finanzielle Unterstützung freuen. Die gemeinnützige Organisation hat über „betterplace.org“ einen Spendenaufruf gestartet: https://www.betterplace.org/de/projects/54225-die-fuerther-musikspatzen-musikunterricht-fuer-beduerftige-kinder